Fes­ti­val zum Da­ten­schutz­tag 2024: Künst­li­che In­tel­li­genz – Mit­be­stim­men sta­tt mit­lau­fen

Inmitten des Hypes um Künstliche Intelligenz, ChatGPT und Midjourney stellt die Datenschutzbeauftragte Fragen: Wer bestimmt, wie sich Technologie entwickelt? Und welche Folgen hat das für den Menschen, seine Freiheiten und Grundrechte? Im Kino Frame fand am 28. und 29. Januar ein Festival statt mit Film-Vorpremieren, Spezialvorführungen, Gespräche und Diskussionen.

Vorpremieren von «Dream Scenario» mit Nicolas Cage in einer seiner besten Leistungen sowie «The Hypnosis», einer satirischen Komödie des schwedischen Regisseurs Ernst de Geer, Filmgespräche und eine Podiumsdiskussion mit Expertinnen und Experten aus den Bereichen Datenschutz, digitale Ethik, Pädagogik und Zukunftsforschung – einige Highlights aus dem Programm des Festivals «Künstliche Intelligenz – Mitbestimmen statt mitlaufen».

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Das Festival ist eine Zusammenarbeit der Datenschutzbeauftragten mit Kino Frame, Think & Do Tank Dezentrum und der ETH Professur für Ethik, Technologie und Gesellschaft.

Per­sön­lich­keits­rech­te schüt­zen

Datenschutz ist ein Menschenrecht und wird auch das Recht auf informationelle Selbstbestimmung genannt. Sein Zweck ist es, die Privatsphäre und das Recht auf freie Meinungsbildung zu schützen. Die rasant fortschreitenden technologischen Entwicklungen, die im letzten Jahr durch den Hype rund um ChatGPT und Midjourney allgegenwärtig wurden, führen zu Fragen dazu, wie dieser Schutz der Persönlichkeitsrechte auch in Zukunft gewährleistet werden kann. Die Umwälzungen unserer Gesellschaft und unseres Zusammenlebens durch die Künstliche Intelligenz sind unabsehbar.

Das Festival zum Datenschutztag 2024 soll darauf aufmerksam machen, dass Technologieentwicklung kein Selbstläufer ist. Technologie und deren Entwicklung braucht die gesellschaftliche Diskussion. In einer demokratischen Gesellschaft muss die Bevölkerung mitbestimmen können, statt nur mitzulaufen. Auch die Künstliche Intelligenz wird von Menschen entwickelt. So tragen Menschen die Verantwortung für die Folgen. Das heisst aber auch, dass wir die Entwicklung gestalten können.

Wie wir über Technologie denken, bestimmt, wie sie sich weiterentwickelt. Autoritäre Regierungen wollen Technologie, um ihr Volk überwachen und manipulieren zu können. Wir können jedoch Technologie so denken, dass sie das freiheitliche Zusammenleben fördert.

Damit der Mensch nicht zum Objekt wird in diesen Entwicklungen braucht es eine gesellschaftliche Diskussion.

Fes­ti­val­pro­gramm

Das Festival «Künstliche Intelligenz – Mitbestimmen statt mitlaufen» fand Sonntag und Montag, 28. und 29. Januar im Kino Frame an der Lagerstrasse 104, 8004 Zürich statt.

Sonn­tag, 28. Ja­nu­ar 2024, 11 Uhr

Filmvorführung «Things Falling Apart», Kurzfilm, in Anwesenheit des Schweizer Regisseurs Daniel Loepfe
Anschliessend Podiumsdiskussion «Künstliche Intelligenz: Was passiert? Wer bestimmt? Was müssen wir in Zukunft können?»

Es diskutieren
– Dominika Blonski, Datenschutzbeauftragte des Kantons Zürich
– Angela Müller, AlgorithmWatch CH
– Lukas Hess, Think&Do Tank Dezentrum
– Flurin Senn, Pädagogische Hochschule Zürich PHZH
Rahel Bains, Redaktorin Tages-Anzeiger, leitet die Diskussion, anschliessend Apéro.

  • Diese Veranstaltung ist kostenlos zugänglich. Gratis-Tickets sind über www.frame.ch zu reservieren.

«Things Falling Apart» ist der Debutfilm des Schweizer Regisseurs und ZHdK-Abgängers Daniel Loepfe. Er spielt im Zürich der nahen Zukunft: Der Grossteil der Bevölkerung besitzt ein Hirnimplantat von TEL, das Menschen telepathische Fähigkeiten verleiht. Wer kein Implantat besitzt, wird als «Slow» bezeichnet und findet sich am Rande der Gesellschaft wieder. Wir folgen einem Tag im Leben von Jan und seiner unwahrscheinlichen Freundschaft mit den letzten beiden Aussenseitern, die noch sprechen.

Sonn­tag, 28. Ja­nu­ar 2024, 13.30 Uhr

Workshop des Think & Do Tanks Dezentrum, der Chancen, aber auch Gefahren, Herausforderungen und Grenzen generativer Künstlicher Intelligenz beleuchtet. Mit Expertenvorträgen und Experimentieren mit KI-Anwendungen sowie einem Reflexions- und Diskussion-Teil bietet der Workshop ein erkenntnis- und abwechslungsreiches Erlebnis.

Am besten Tablet oder Notebook mitbringen. Der Workshop findet in der Lounge des Kino Frame statt.

  • Die Teilnahme ist kostenlos.

Sonn­tag, 28. Ja­nu­ar 2024, 17 Uhr

Vorpremiere «Dream Scenario» (2023, USA, Kristoffer Borgli) mit Nicolas Cage und Julianne Nicholson
Anschliessend spricht Rahel Bains mit Markus Kneer, Professor für Ethik der Künstlichen Intelligenz am IDea_Lab der Universität Graz über Menschenwürde, Ethik und Künstliche Intelligenz.


«Dream Scenario» war Eröffnungsfilm des Zurich Film Festivals 2023. «…ein geradezu traumhaft zeitgeistiger Auftakt», schrieb die NZZ. In dieser schwarzen Komödie demonstriert Filmemacher Kristoffer Borgli pointiert, was «going viral» bedeutet, und mokiert sich augenzwinkernd über den ganz normalen Wahn-sinn der Celebrity-Culture in unserer Medienkonsumgesellschaft. Paul Matthews (Nicolas Cage) wird über Nacht zum Star, als er in den Träumen anderer Menschen auftaucht. Das, obwohl der biedere Familienva-ter und Collegeprofessor das Rampenlicht eigentlich scheut und seine Privatsphäre wahren will. Diese Art von Ruhm, der auf Smartphones produziert und konsumiert wird und der in die Köpfe der Menschen eindringen kann, weil sie sich vorstellen können, ja sogar wollen, dass ihnen das Gleiche passiert.

Sonn­tag, 28. Ja­nu­ar 2024, 19.30 Uhr

Vorpremiere «The Hypnosis» (2023, Schweden, Norwegen, Frankreich, Ernst de Geer)

  • Diese Veranstaltung ist zum normalen Kino-Eintrittspreis zugänglich. Tickets können über www.frame.ch gekauft werden.

Ernst De Geers Spielfilmdebüt ist eine frische, moderne Satire, gespickt mit Situationskomik und berührenden Dialogen. «The Hypnosis» nimmt unsere individualistische Gesellschaft auf den Arm, die vorgibt, Selbstverwirklichung und Authentizität zu fördern. Doch wenn es darum geht, wie wir uns tatsächlich zu verhalten haben, ist meist wenig Platz für Kompromisse. Um endlich mit dem Rauchen aufzuhören, startet Vera eine Hypnosetherapie. Kurze Zeit nach dem scheinbar harmlosen Start kommt jedoch eine aussergewöhnliche Nebenwirkung zum Vorschein: Vera verliert all ihre sozialen Hemmungen.

Mon­tag, 29. Ja­nu­ar 2024, 18 Uhr

Spezialvorstellung «Democracy – Im Rausch der Daten» (2015, D, David Bernet)
Anschliessend spricht Rahel Bains mit Margarita Boenig-Liptsin, Professorin für Ethik, Technologie und Gesellschaft der ETH, und der Datenschutzbeauftragten Dominika Blonski darüber, wie die Technologieentwicklung gesteuert werden kann.

Wie kann eine demokratische Gesellschaft mit ihren komplexen Entscheidungsprozessen der Dynamik des technologischen Fortschritts beikommen?

  • Diese Veranstaltung ist zum normalen Kino-Eintrittspreis zugänglich. Tickets können über www.frame.ch gekauft werden.

Der preisgekrönte Dokumentarfilm «Democracy – Im Rausch der Daten» ist eine fesselnde Geschichte über die Entstehung der Europäischen Datenschutzrichtlinie. Das Film-Team kann sich während der Ratssitzungen frei bewegen und erstmalig auch sogenannte Hinterzimmer-Verhandlungen zwischen Rat und Kommission drehen. Der Film entstand 2015. Er ist damit ein historisches Zeitdokument in der schnelllebigen Zeit rasanter Technologieentwicklung, das eine Reflektion erlaubt darüber, wie Technologie sinnvoll reguliert werden kann.

In­stal­la­ti­on Zu­rich Reim­a­gi­ned

Im Foyer des Kinos Frame wird die interaktive, KI-basierte Installation «Zurich Reimagined» von Lucid, dem Büro für kollektive Neugierde ausgestellt.

Die interaktive und partizipative Installation «Zurich Reimagined» erlaubt es Besucherinnen und Besuchern ihre ganz eigenen Zukunftsvisionen der Stadt Zürich zu erträumen. Mithilfe eines intuitiven Interfaces, dem Zusammenspiel von künstlicher Intelligenz und den durch das Publikum justierten Parametern wurden Zukunftsbilder bekannter Orte der Stadt generiert.